• März 2020
  • FVM News

Beitrag Netzwerk-Südbaden: Nicht mit Panik, sondern mit Psychologie investieren

Für den Stiftungs-Newsletter RenditeWerk haben wir einen Gastbeitrag geschrieben, in dem Claus Walter erklärt, warum Anleger in der aktuellen Situation nicht in Panik verfallen sollen.

Es sind schwierige Monate für Anleger, denn die Börsen scheinen mal wieder nicht immun gegen Panik zu sein. Natürlich ist es berechtigt, sich Gedanken über Probleme in Lieferketten zu machen, wenn in China immer mehr Arbeitskräfte erkranken. Auch hierzulande sind die ökonomischen Folgen der Viruswelle noch nicht in Gänze absehbar. Leere Regale bei Nudeln und Hygieneartikeln sowie eine ganze Reihe von vorsorglich abgesagten Messen sind Anzeichen einer großen Unsicherheit in Bevölkerung und Wirtschaft. Aber Anleger sollten trotzdem auf gar keinen Fall in Panik geraten, denn vieles spricht dafür, dass die Kurse nicht dauerhaft erkranken. Einerseits ist das letale medizinische Risiko des neuen Virusstamms nach bisherigen Daten - Gott sei Dank! - überschaubar und bewegt sich im niedrigen einstelligen Prozentbereich. Unser im internationalen Vergleich sehr gut ausgebautes Gesundheitssystem könnte das hierzulande sogar noch weiter senken. Andererseits sollten Krisen aus Anlegersicht grundsätzlich nicht überbewertet werden. Panik breitet sich immer wieder mal schnell am Markt aus, aber genauso schnell dreht sich die Stimmung regelmäßig auch wieder.

 

Gesundes Umfeld

So lange die Notenbanken durch ihre Niedrigzinspolitik für ein hohes Maß an Liquidität sorgen, wird das Geld auf Dauer wieder in Aktien fließen. Kurzfristige panische Kursverluste sollten für langfristig orientierte Anleger in diesem Umfeld keine wirkliche Rolle spielen. In den letzten 30 Jahren stieg zum Beispiel der deutsche Standardwerteindex Dax von einem 2.000 Punkte-Niveau auf über 12.000 Punkte. In dieser Zeit gab es unzählige kleinere und einige größere Rückschläge, aber diese waren für langfristige Investoren unter dem Strich quasi bedeutungslos. Nur unsere Psyche spielt uns da immer wieder gerne einen Streich. Wir lassen uns von den kurzfristigen Nachrichten und Konjunktursorgen treiben und handeln langfristig eigentlich irrational. Angst ist psychologisch betrachtet höchst ansteckend und wenn die Herde verkauft, haben wir den Impuls, in die gleiche Richtung zu laufen. Aber die Erfahrung bestätigt eigentlich immer wieder das Gegenteil und spricht für das überlieferte Motto der Rotschild-Bankiers: „Kaufen, wenn die Kanonen donnern, verkaufen, wenn die Violinen spielen.“

Rational Handeln

Selbstverständlich hat auch so eine antizyklische Strategie ganz eigene Risiken, denn perfektes Timing ist an der Börse in aller Regel nur in der Rückschau möglich. Zur Philosophie der Freiburger Vermögensmanagement gehört es deswegen, Marktschwankungen vorausschauend zu begegnen. Für uns ist eine Aufteilung auf verschiedene, möglichst unabhängige Anlageklassen wie etwa Aktien, Anleihen und Edelmetalle Standard. Bei der langfristig orientierten Auswahl im Aktiensegment behalten wir immer auch im Kopf, dass an der Börse der Wind oft schon dreht, wenn in der Medienlandschaft der Sturm noch auf dem Höhepunkt tobt. Wir sind uns der psychologischen Muster an den Märkten bewusst und statt uns von Panik anstecken zu lassen, versuchen wir die Situation stets nüchtern zu bewerten. Je näher der Sommer kommt, desto wahrscheinlicher wird es, dass steigende Temperaturen und UV-Licht die Viren-Thematik aus den Nachrichten verdrängen könnten. Ziemlich sicher wird es dann andere, besorgniserregende Schlagzeilen geben, die es nüchtern, mit langfristiger Perspektive zu bewerten gilt