• Februar 2025
  • FVM News

FVM-Anlageausschuss zum 1. Quartal: Wertvoller externer Input

v.l.: Nico Budai, Florian Junker, Gerhard Knoll, Claus Walter, Jürgen Weißer, Fiona Walter, Benedikt Dörle-Schäfer, Prof. Dr. Hartwig Webersinke, Timo Steiner, Christoph Heckel, Manuel Briebrecher, Ralf Streit, Timo Kindel (nicht im Bild)

Mindestens einmal im Quartal setzen wir uns bei der FVM zusammen und präsentieren externen Gästen unsere strategische Aufstellung. Gemeinsam wird die aktuelle Lage diskutiert, analysiert und unsere Grundausrichtung daran angepasst. Mit dieser Tradition eines Anlageausschusses sorgen wir immer wieder dafür, dass wir unser Handeln kritisch hinterfragen und laden uns bewusst Gäste ein, die andere Perspektiven, Erfahrungen und Fachwissen aus verschiedensten Bereichen mitbringen. Diesmal unterstützten uns Nico Budai, Florian Junker, Timo Kindel, Gerhard Knoll, Prof. Dr. Hartwig Webersinke, Jürgen Weißer. Den Auftakt der Runde bildete eine Einschätzung der Lage durch Professor Webersinke. In seiner unnachahmlichen Art fasste er den Zustand in der Welt, den Finanzmärkten und Deutschland zusammen. 

Die aktuelle Situation beschrieb Professor Webersinke als „eigenartig“. Viele Börsen notieren nahe den Höchstständen, trotz einer Krise nach der anderen. Daran scheint auch das spontane und eher unterkomplex wirkende Prinzip „Handeln statt Bedenken“ des erneut gewählten US-Präsidenten nichts zu ändern. Offensichtlich bewirkt Trump sogar – zumindest an den Börsen – Positives. Seine als wirtschaftsfreundlich erwartete Politik hat trotz Zollkapriolen die Erwartungen vieler US-Unternehmen befeuert. Insgesamt ist die Situation in den klassischen Industriestaaten, insbesondere in Deutschland und Japan, „keine Katastrophe, aber es gibt auch keine Dynamik“, in den USA sieht es etwas besser aus. Auch die Werkbank der Welt, China, kämpft mit Problemen vom Immobilienmarkt bis zur Jugendarbeitslosigkeit. Weltweit ist die Wachstumsschwäche unverändert, die IWF-Prognose liegt im Durchschnitt der nächsten 5 Jahre bei 3,1 Prozent, das ist „stabil, aber nicht überwältigend“. Insgesamt scheint es eine globale Rückbesinnung auf nationale Perspektiven und Protektionismus zu geben, internationale Zusammenarbeit nimmt ab. Die daraus resultierende konfliktäre Welt hat insgesamt weniger Wohlstand zu verteilen. In Deutschland ist „die Stimmung der Unternehmen einfach übel“ nach drei Jahren Stagnation und es gilt dringend nach der Bundestagswahl Probleme vom Fachkräftemangel über den Energiemarkt bis zur Bürokratie zu lösen.

An den Finanzmärkten ist eine gewisse Verunsicherung spürbar, denn einerseits spräche die bisher erfolgreiche Zurückdrängung der Inflation für weitere Zinssenkungen. Allerdings könnten die zu erwartenden Zölle der USA und die Gegenmaßnahmen schnell wieder zu höheren Preisen führen. Sollte es nicht zu weiteren Zinssenkungen, sondern sogar wieder zu Anhebungen kommen, könnte das zu Problemen in Branchen führen, die mit Fremdkapital arbeiten, etwa im Immobilienbereich. Auch die anzunehmende immer höhere Staatsverschuldung insbesondere in den USA könnte zu Vertrauensverlusten führen, auf die Ratingagenturen bereits hinweisen. Immer noch liegt die Umlaufrendite unter der Kerninflation. Das bedeutet, mit solchen festverzinslichen Anlagen wird real Geld verloren und Staaten entschulden sich damit. Die momentanen Börsenkurse sind in vielen Fällen bisher von einer eher soliden Gewinnentwicklung getragen, das gilt auch für den deutschen Leitindex. Dabei sollte nicht außer Acht gelassen werden, dass die meisten der im DAX enthaltenen Unternehmen ihre Umsätze zum überwiegenden Teil international und nicht auf dem heimischen Markt erlösen. Die neuen globalen Rahmenbedingungen sind für alle eine Herausforderung, aber es sollte dabei nicht vergessen werden, dass sich hier auch immer Chancen bieten. Das Risiko für Schwankungen muss einkalkuliert werden, aber Festgeld ist keine Lösung. Anleger „müssen die Fahrt mitmachen, aber sollten das Anschnallen nicht vergessen“, riet Professor Webersinke zum Abschluss.

Anlagestrategie: Diskussion und Beschlüsse
Die folgende Einschätzung der Lage ergab in der Runde ein vorsichtig optimistisches Bild für die Kapitalmärkte in 2025, aber immer vor dem Hintergrund mannigfaltiger geopolitischer Risiken. Damit bestätige der Anlageausschuss zum ersten Quartal viele Einschätzungen aus dem letzten Jahr und es waren nur punktuelle Anpassungen nötig. Die Festlegung der angestrebten Aufteilung der Anlageklassen in der Basisstrategie, die zum Beispiel dem FVM Classic Fonds zu Grunde liegt, wurde weitgehend beibehalten. Zu 40-50 Prozent wird in Aktien investiert, als Stabilitätsposten soll jedoch die Edelmetallquote mindestens bei 7,5, Prozent statt vorher 5 Prozent liegen, aber trotzdem unverändert maximal nicht mehr als 12,5 Prozent ausmachen. Daraus ergibt sich automatisch ein Anteil von festverzinslichen Anlagen und Liquiditätsreserven von 37,50-52,50 Prozent. Die Runde war sich einig, dass vor dem Hintergrund vieler Unsicherheiten, steigender Staatsverschuldungen und möglicher neuer Inflationstendenzen derzeit wenig für sinkende Goldpreise spricht.

Für die Diversifikation von Risiken teilt die FVM Investitionen im Aktien- und Rentenbereich breit auf, der Anlageausschuss beschließt die dem zu grundliegende Gewichtung. Insgesamt wurde die bestehende Fokussierung bzw. bewusste Zurückhaltung in bestimmten Bereichen bestätigt. Insbesondere das Thema künstliche Intelligenz und seine Auswirkungen auf die allermeisten Branchen wurde kritisch auch vor dem Hintergrund der „DeepSeek“-Meldungen diskutiert. Trotz dieser spannenden Entwicklung gab es aber keinen Zweifel, dass KI weiter eines der bestimmenden Themen der nächsten Jahre bleiben wird. Wer genau wieviel davon profitiert oder welche Kosten entstehen oder was für Folgen das für die Energieinfrastruktur haben wird, kann im Detail nicht vorhergesagt werden. Aber dass die Anwendungen und Möglichkeiten der KI in den meisten Bereichen Folgen haben werden, war unstrittig. 

 

Fazit des Anlageausschuss zum ersten Quartal 2025
Mit der bestehenden breiten Aufteilung auf verschiedene Branchen und Sonderthemen sowie der ausgewogenen Nutzung unterschiedlicher festverzinslicher Investitionsmöglichkeiten ist die FVM bestens aufgestellt für die Herausforderungen und Chancen der Zukunft – sowohl vor dem Hintergrund technologischer Umwälzungen, geopolitischer Risiken als auch möglicher Änderungen der Notenbankpolitik.