• Juni 2024
  • FVM News

Gutes tun: Macht eine eigene Stiftung Sinn?

Nicht weniger als die Welt ein Stück besser zu machen: Diese Idee steckt hinter vielen Stiftungen. Aber der gute Wille allein reicht manchmal nicht, denn es braucht auch eine effiziente Organisation und eine rentable Anlagestrategie.

Kolumne von FVM-Geschäftsführer Claus Walter 

„Meine Stiftung setzt sich dafür ein, jungen Menschen durch Sport und Bildung neue Perspektiven zu eröffnen", sagte DFB-Ehrenspielführer Philipp Lahm am Deutschen Stiftungstag. Mit seiner nach ihm benannten Stiftung ist der sympathische Ex-Profifuß­baller bereits seit 2007 aktiv und beschrieb seine Erfahrungen mit der Gründung so einer gemeinnützigen Organisation. Auf dem Stiftungstag in Hannover haben wir im Mai eine ganze Reihe inspirierender Menschen wie Philip Lahm getroffen. Tatsächlich ist es für viele ein reizvoller Gedanke, den eigenen Namen mit etwas Gutem zu verbinden. Laut den Zahlen des Bundesverbands Deutscher Stiftungen wurden im vergangenen Jahr 637 neue Stiftungen gegründet, damit steigt die Gesamtzahl auf 25.777 rechtsfähige Stiftungen in Deutschland. Wie startet man eine Stiftung, und wann ist das sinnvoll? 

Stiftung ist nicht gleich Stiftung 
Nicht jede Stiftung ist gemeinnützig. Von den 2023 neugegründeten waren 286 Familienstiftungen, die geeignet sind, größere Vermögen über Generationen zusammenzuhalten. Gerade Unternehmer setzen so etwas gerne ein, um ihr Lebenswerk vor Zerschlagung oder Verkauf zu schützen und die Versorgung der Familie sicherzustellen. Das kann, je nach Einzelfall, auch unter steuerlichen Gesichtspunkten sinnvoll sein, aber eine Familienstiftung ist eher kein Steuersparmodell. Eine gemeinnützige Stiftung, wie die von Philipp Lahm, verfolgt dagegen in erster Linie gesellschaftsdienliche Ziele. Das unterstützt der Staat indirekt durch eine Steuerbefreiung für Erträge, die zum Beispiel ein Anlagevermögen abwirft. Ist der eingebrachte Stiftungsstock groß genug, kann mit einer klugen und sicherheitsorientierten Anlagestrategie ein Vermögen so im Prinzip für immer Gutes bewirken. Ein Beispiel dafür ist etwa die Stiftung der Handelsfamilie Fugger in Augsburg, die seit mehr als 500 Jahren Bedürftigen günstigen Wohnraum zur Verfügung stellt. Funktioniert so etwas für alle? 


Ertragsperspektive ist wichtig 
Grundsätzlich kann wirklich jede und jeder eine gemeinnützige Stiftung gründen, solange die Ziele von den Aufsichtsbehörden anerkannt werden und die finanzielle Ausstattung stimmt. Aber viele unterschätzen, dass die Verwaltungsarbeit schnell das ehrenamtlich machbare übersteigt und zum Kostenfaktor wird. Der Stiftungsstock muss ausreichend groß sein, damit die Erträge ausreichen, um darüber hinaus noch etwas für die Förderung der vom Gründer festgelegten Ziele zu bewirken. Prominente können mit ihrer Medienpräsenz zwar oft noch erfolgreich Spenden sammeln, aber darauf verlassen sollte man sich besser nicht. Deswegen sollten Stifter neben den wichtigen ideellen Zielen immer auch die langfristigen Ertragsmöglichkeiten im Auge behalten. Dazu gehört es, schon bei Formulierung der Stiftungssatzung Richtlinien für eine erfolgreiche Anlagestrategie zu etablieren und sich hierbei am besten von Anfang an fachkundigen Rat auch bei der konkreten Umsetzung einzuholen. Zum Beispiel gibt es spezialisierte Fondslösungen, mit denen sich der Aufwand für Anlageverantwortliche von Stiftungen erheblich reduzieren lässt und sie ihren Verpflichtungen jederzeit nachvollziehbar nachkommen können. 


Alternativen bedenken 
Trotzdem ist es nicht immer sinnvoll, gleich die große eigene Stiftung für die Ewigkeit zu gründen. Denn nicht jeder kann eine oder besser mehrere Millionen Euro in so ein Projekt investieren. Liegt der Stiftungsstock deutlich unter diesen Summen, gibt es geeignetere Möglichkeiten, Gutes zu bewirken. Die Verwaltungskosten lassen sich zum Beispiel durch eine Zustiftung an eine bestehende Organisation minimieren. Auch die Gründung einer auf gewisse Zeit angelegten Treuhandstiftung, die das eingebrachte Kapital aufbraucht, kann ein effizienter Weg sein. Gerade in der Gründungsphase, in der viele Stifter hauptsächlich über ihren positiven Einfluss auf die Zukunft nachdenken, ist es sinnvoll, sich beraten zu lassen und das Thema Erträge nüchtern zu bewerten. Wie lassen sich zum Beispiel die Chancen des Aktienmarkts für den guten Zweck nutzen, ohne zu große Risiken einzugehen und gleichzeitig ökologische oder soziale Kriterien zu berück­sichtigen? Hierauf die richtigen Antworten zu finden, ist das Geschäft eines unabhängigen Vermögensverwalters. 

 

Die PDF wurde uns vom regionalen Wirtschaftsmagazin netzwerk südbaden zur Verfügung gestellt: netzwerk südbaden