• Dezember 2024
  • FVM News

Stabiles Depot: Technologietitel statt Dividendenwerte?

Konservative Anleger wollen zwar die Chancen der Börse nutzen, das aber bei möglichst geringen Schwankungen und kalkulierbaren Erträgen tun. Aktien mit regelmäßig hohen Ausschüttungen galten hier lange als Goldstandard, aber sie sind nicht die einzige stabile Lösung.

Kolumne von FVM-Geschäftsführer Claus Walter

Das Coronavirus, das 2020 um die Welt ging, infizierte auch die Börsen. Der deutsche Standardwerteindex DAX fiel innerhalb kurzer Zeit von über 13.000 Punkten auf unter 9000. Auch der Dow Jones ging kräftig in die Knie - im Februar 2020 hatte das amerikanische Börsenbarometer noch an der 30.000er-Marke gekratzt, und März sackte es unter 19.000 Punkte. Zwar wurden diese enormen Kursverluste im Jahresverlauf schnell wieder aufgeholt, doch für sicherheitsbewusste Anleger war es dennoch ein großer Schock. Kursverluste von einem Drittel und mehr bei etablierten Standardwerten brachten die eine oder den anderen ins Grübeln. Selbst Dividendenwerte, also Aktien, die regelmäßig vergleichsweise hohen Anteile am Gewinn ausschütten, blieben nicht verschont. Sie gelten sonst als Stabilitätsanker selbst in stürmischen Börsenzeiten, da sie über eine Art theoretischen Puffer gegen Verluste verfügen: Die Dividendenrendite gibt das Verhältnis vom Kurs zur erwarteten Ausschüttung wieder. Das bringt eine ganz einfache mathematische Folge: Sinkt der Kurs, steigt automatisch die Rendite, und es wird immer attraktiver, sich das Papier allein schon wegen der jährlichen Erträge ins Depot zu holen. Damit haben solche Titel - zumindest theoretisch - eine automatische Abfederung gegen allzu starke Kursverluste eingebaut, aber im Zuge des Coronaschocks konnten wir eine interessante Beobachtung machen.

Dividendenzahler von morgen
Normalerweise erwischt es in Krisenphasen jene Aktien besonders schlimm, die ihre Gewinne lieber reinvestieren und für schnelles Wachstum einsetzen, statt sie auszuschütten. Hier sind nicht selten viele Hoffnungen im Börsenwert enthalten oder anders gesagt, die Kurse sind im Verhältnis zu den momentan erzielten Gewinnen in einer nicht selten faszinierenden Höhe. Das kann bei Enttäuschungen oder externen Krisen zu starken Schwankungen führen. Typische Beispiele waren Technologietitel, die im gerade erst so richtig anbrechenden Zeitalter der Digitalisierung künftige Märkte erobern wollten. Aber gerade die zeigten sich in der Coronazeit überraschend stabil, während so manch ein etablierter klassischer Dividendenzahler heftig schwankte. Dafür gibt es auch eine eigentlich ganz logische Erklärung: Vor dem Hintergrund der Pandemie und des verstärkten Einsatzes von digitaler Technik in vielen Bereichen, erschienen Geschäftsmodelle, die sich genau hier einen guten Startplatz gesichert haben, attraktiver. Anders ausgedrückt: Der Markt favorisierte eher die Dividendenzahler von morgen als Kandidaten mit einer langen Historie stabiler Ausschüttungen, deren Geschäftsmodell in Zukunft vielleicht an Attraktivität einbüßen könnte. Sind Technologiewerte also die neuen Stabilitätsanker und die klassischen Dividendenzahler quasi Schnee von gestern?

Geschäftsmodelle für Grundbedürfnisse
So einfach ist es leider nicht, das muss im Einzelfall genau abgewogen werden. Denn nicht jedes Tech-Unternehmen wird erfolgreich und auch nicht alle althergebrachten Geschäftsmodelle werden in Zukunft nicht mehr gefragt sein. Deswegen sollten sicherheitsbewusste Anleger ihr Vermögen auf verschiedene Anlageformen verteilen. Wir machen das zum Beispiel für gemeinnützige Organisationen, aber auch für ähnlich tickende Anleger in unserem FVM Stiftungsfonds, der gerade zehnten Geburtstag gefeiert hat und mehrfach ausgezeichnet wurde. Wir haben ihn 2014 ins Leben gerufen, um selbst in der damaligen Niedrigzinsphase vernünftige Erträge zu generieren, ohne zu große Schwankungsrisiken einzugehen. Dafür nutzen wir überwiegend festverzinsliche Anlageformen wie Anleihen und seit ein paar Jahren auch Gold, kombinieren das aber auch mit einem Aktienanteil, um die Renditechancen zu erhöhen. Dabei setzen wir zur Hälfte auf ganze Märkte über ETFs, aber zur anderen auch auf eine handverlesene Auswahl von Qualitätsaktien. Nach den Coronaerfahrungen haben wir hier ganz bewusst nicht mehr nur die klassischen Dividendenwerte, wie zum Beispiel Nahrungsmittelkonzerne und andere Versorger, sondern zu etwa einem Drittel auch Technologiewerte und andere aussichtsreiche Zukunftsbranchen integriert. Denn so wahr die alte Börsenregel auch ist, dass „immer gegessen und getrunken wird", genauso richtig dürfte in Zukunft auch sein, dass ein Alltag ohne digitale Techniken nicht mehr vorstellbar ist. Geschäftsmodelle, die solche absoluten Grundbedürfnisse befriedigen, werden wohl immer funktionieren und dürften sich als stabile Investments eignen. Egal ob digital oder althergebracht, was an der Börse gehandelt wird, sind zukünftige Erwartungen und da wird wohl beides wichtig sein.

Die PDF wurde uns vom regionalen Wirtschaftsmagazin netzwerk südbaden zur Verfügung gestellt: netzwerk südbaden