• Januar 2025
  • FVM News

Was bringt die Zukunft? Ein Ausblick auf 2025 für Anleger

Trump, Handelskonflikte und die schwierige Suche nach Friedenslösungen: Das neue Jahr bringt viele Herausforderungen. Trotzdem gibt es keinen Grund, den Kopf in den Sand zu stecken, sondern es gilt auch, die Chancen zu sehen und mit Sinn und Verstand zu nutzen.

Kolumne von FVM-Geschäftsführer Claus Walter

„Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen." Diese wohl aus Dänemark stammende Weisheit ist so lustig wie wahr. Dennoch müssen sich Anleger mit dem Blick in die Glaskugel beschäftigen. Denn an den Börsen werden Zukunftsaussichten gehandelt, und selbst für eine Festgeldanlage ist es hinsichtlich der realen Renditeperspektive wichtig, das Zusammenspiel von Inflations- und Zinsentwicklung abzuschätzen. Gerade zum Jahreswechsel haben Prognosen Hochkonjunktur, jeder will wissen, was 2025 bringt, welche Krisen, welche positiven Überraschungen? Darauf gibt es keine verlässlichen Antworten, niemand kann wirklich in die Zukunft sehen. Gerade die zurückliegenden Jahre haben gezeigt, dass wir immer wieder von der Realität überrascht werden - denken Sie nur an die globalen Folgen von Corona oder den Krieg in der Ukraine. Aber just diese Beispiele zeigen in der Rückschau auch, dass sie nicht völlig unvorhersehbar waren. Vor Pandemien warnen Experten schon seit vielen Jahren, und die aggressive russische Agenda war kein spontaner Zufall. Risiken und Chancen zu erkennen und die Wahrscheinlichkeiten für ihr Eintreten abzuschätzen, ist eine wichtige Grundlage für solide Anlageentscheidungen. Aber für uns gehört noch etwas dazu, nämlich stets die Möglichkeit einzukalkulieren, falsch zu liegen und von Unvorhersehbarem überrascht zu werden. Deswegen setzen wir nie nur auf eine Branche, eine Region, einen Währungsraum und verteilen Anlagen auf verschiedene Formen wie Aktien, Anleihen und Edelmetalle. Eine breit diversifizierte Struktur ist unserer Ansicht nach die bestmögliche Option, Vermögen zukunftssicher aufzustellen. Denn dass alles auf einmal nichts mehr wert sein sollte, ist dann doch sehr unwahrscheinlich. Trotz aller prognostischen Unsicherheiten gilt es zudem, Megatrends wie die Digitalisierung und das rasante Voranschreiten der künstlichen Intelligenz nicht auszublenden, sondern positiv abzubilden. Natürlich kalkulieren wir auch politische Entwicklungen mit ein und setzen entsprechende Schwerpunkte oder treffen Vorsorge, um Risiken abzuschwächen.

Stimmungslage nüchtern bewerten
Das Jahr 2025 wird einiges zu bieten haben. Denn so sehr wir Europäer zum Beispiel über die Wiederwahl von Donald Trump den Kopf schütteln, sehen viele US-Unternehmen in seiner zweiten Amtszeit wohl kein Schreckgespenst. Die steigenden Börsenkurse zeigen eine klare Erwartungshaltung einer wirtschaftsfreundlichen Politik. Ob sich die Idee von Steuersenkungen und schuldenfinanzierten Projekten für Amerika langfristig wirklich als Segen herausstellt, wird sich zeigen. Irgendwann könnte das zu einer Schwächung der Leitwährungsfunktion des Dollars mit weitreichenden Folgen führen, aber so weit sind wir noch nicht. Oder anders gesagt, die Musik spielt und könnte auch noch eine ganze Weile spielen. Der globale Kampf gegen die Inflation scheint erstmal gewonnen, noch erwarten die allermeisten eher Zinssenkungen der Notenbanken, was die Aktienmärkte erfahrungsgemäß beflügelt. 2025 könnte ein durchaus erfolgreiches Jahr an den Börsen werden. Im Hinterkopf behalten sollte man aber, dass im heutigen Kursniveau schon viele positive Erwartungen enthalten sind. Bei Enttäuschungen kann das zu kräftigen Schwankungen führen. Während das Verhältnis der Gewinnerwartungen zu den Aktienkursen in Europa eher unter dem langfristigen Durchschnitt liegt, ist es in Amerika gerade andersherum. Theoretisch wären damit europäische Aktien vergleichsweise günstig und US-Werte teuer, gleichzeitig ist aber auch die Stimmungslage auf unserem Kontinent alles andere als positiv. Sowohl in Deutschland als auch in vielen Nachbarländern wie Öster-reich, Belgien und Frankreich werden tragfähige Regierungskonstellationen gesucht oder stehen auf der Kippe. Hierzulande wird gar das ganze Geschäftsmodell als Exportnation gerade in deutschen Vorzeigebranchen wie der Automobilindustrie und Chemie hinter-fragt. Viele Unternehmen klagen, dass sie im weltweiten Vergleich kaum mehr konkurrenzfähig produzieren können angesichts relativ teurer Energie, hohem Lohnniveau und immer umfassenderer Regulatorik. Also besser Hände weg von deutschen oder europäischen Aktien? So einfach ist es nicht. Es gilt genau den Einzelfall zu prüfen. Denn eine ganze Reihe von Unternehmen haben zwar ihren Sitz hierzulande, produzieren aber an Standorten auf der ganzen Welt. Genauso werden nicht alle US-Unternehmen von Trumps Politik profitieren. Sollte er tatsächlich mit höheren Zöllen einen Handelskrieg mit China riskieren, könnten die Gegenmaßnahmen manche hart treffen. Auch China könnte durch sich abzeichnende Konjunkturprobleme gezwungen sein, nicht nur neue Förderprogramme aufzulegen, sondern sich auch wieder mehr zu öffnen und auf Partnerschaften zu setzen. Das würde wahrscheinlich nicht zuletzt Exportnationen wie Japan und Deutschland zugutekommen.

Vorsichtig optimistisch
Wird das neue Jahr ein gutes Jahr für Anleger? Wir sind vorsichtig optimistisch. Wie eigentlich bei jedem Neuanfang gibt es 2025 Chancen aber auch Risiken, die es gilt, mit Verstand zu nutzen beziehungsweise vorausschauend zu managen. Ja, es gibt viele Felder, auf denen es zur Eskalation kommen kann, von der Ukraine bis zur weltweiten Renaissance der Zollpolitik. Aber gleichermaßen könnten 2025 Friedenslösungen gefunden werden und das Interesse am internationalen Freihandel wieder auf die Agenda kommen. Was passieren wird, kann niemand mit Gewissheit sagen. Aber deswegen sollte man nicht nichts tun und abwarten. Im Zweifel halten wir uns hier an das Prinzip: „Den Kopf in den Sand zu stecken, verbessert eines sicher nicht: Die Aussicht." In diesem Sinne wünschen wir Ihnen ein erfolreiches Jahr 2025.

Die PDF wurde uns vom regionalen Wirtschaftsmagazin netzwerk südbaden zur Verfügung gestellt: netzwerk südbaden