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  • Mai 2025
  • FVM News

Wundervoller Abend in herausfordernden Zeiten

FVM feiert mit rund 400 Gästen im Freiburger Konzerthaus und Professor Webersinke rät trotz Chaosgefühl, Anlagechancen mit Verstand zu nutzen.

Mehr als 400 Gäste füllten den runden Saal im Freiburger Konzerthaus bis auf den letzten Platz, als FVM-Geschäftsführer Claus Walter und Ralf Streit mit Moderator Clemens Salm den Abend eröffneten. „Vor knapp zwei Jahren haben wir uns schon einmal hier zu einem sehr schönen Abend anlässlich von 25-Jahren FVM getroffen und ich würde sagen, trotz der momentan harten Realität, machen wir uns heute einfach nochmal einen schönen Abend“, leitet Clemens Salm ein und fragte, ob die letzte Zeit sehr anstrengend für die FVM war. „Tja, als Vermögensverwalter, der Verantwortung für fremdes Vermögen übernimmt, hätte man gern klare Planbarkeit, aber derzeit bekommen wir oft jeden Tag eine völlig veränderte Situation“, antwortete Claus Walter, „aber wir sind ja auch keine Schönwetterkapitäne und haben in der Vergangenheit bereits öfter gezeigt, dass wir gerade in schwierigen Phasen Kurs halten.“ Ralf Streit ergänzte: „Ich mag es sogar, wenn es anstrengend und anspruchsvoll wird, denn hier können wir unsere Qualitäten zeigen und die langjährige Erfahrung unseres Teams einbringen.“ Das Ziel der FVM sei es, ruhig und besonnen, ohne Panik und hektische Überreaktion, solche Situationen nüchtern zu erfassen und vernünftig zu managen. Beide bedankten sich bei den FVM-Kunden: „Danke an alle, dass sie uns genau in diesen Situationen so viel Vertrauen entgegenbringen und uns Ihr Vermögen auch in herausfordernden Zeiten anvertrauen.“ Da passte der Vortrag von Prof. Dr. Hartwig Webersinke, dem Leiter des Instituts für Vermögensverwaltung in Aschaffenburg, mit dem Titel „2025: Welt im Umbruch – trotz Sorgen Anlagechancen nutzen!“ perfekt dazu.

 

„Es sind wilde Zeiten und die Welt ist tatsächlich im Umbruch“, begann Prof. Webersinke, der bereits zum neunten Mal auf Einladung der FVM in Freiburg sprach, seinen Vortrag: Was heißt das für Wachstum und Inflation, denn das sind die beiden entscheidenden Parameter für den Erfolg von Kapitalanlage? In Deutschland ist die Situation derzeit nicht optimal. In der Fußballsprache würde man sagen, letzter Platz, das Wachstum stagniert. Wie sieht es auf der Welt aus? Der Internationale Währungsfonds hat seine Prognose für das laufende Jahr auf 2,8 Prozent um einen halben Prozentpunkt gesenkt. Das klingt vielleicht nach nicht so besonders viel. Aber das bedeutet, dass maßgeblich durch die Kapriolen seit dem Amtsantritt von Donald Trump mehr als 500 Milliarden Dollar Wohlstand, umgerechnet auf die Weltwirtschaft vernichtet wurden. Dabei hatte er doch eigentlich den Aufschwung des Jahrhunderts versprochen… Den größten Schaden richtet diese Politik in den USA selber an, was ihm wahrscheinlich – wie vieles andere – nicht klar ist. Im Wahlkampf hat Trump noch gesagt, dass mit ihm die Preise fallen werden und dieses Versprechen war wohl ein entscheidender Faktor bei der Wahlentscheidung. Die Lebensmittelpreise sind aber nicht gesunken und das Einkaufen wird eher teurer für den Durchschnittsbürger, die Enttäuschung ist spürbar und Trump verliert an Zustimmung. Sein Lieblingsthema Zölle führt eben nicht zu geringeren Preisen, das müssen er und die Amerikaner wohl jetzt auf die harte Tour lernen. Der neue Trend, aus dem Gefühl der Unsicherheit, sich auf die nationale Ebene zurückzuziehen, den es nicht nur in den USA, sondern auf der ganzen Welt gibt, vernichtet Wohlstand, den wir durch die arbeitsteilige Globalisierung aufgebaut haben. Es gibt viele Risiken für das Wachstum der Welt in den nächsten Jahren und die Prognose des Internationalen Währungsfonds von etwa 3 Prozent im Durchschnitt in den nächsten fünf Jahren ist nicht in Stein gemeißelt. Der wichtigste Faktor wird hier wohl China sein, aber auch hier ist die Lage eher durchwachsen vom Immobilienmarkt bis zu einer hohen Jugendarbeitslosigkeit. Es wird spannend, welche Lösung im Zollkonflikt mit den USA gefunden wird, denn letzten Endes leiden beide unter den Auswirkungen. 

Wie sieht das in Deutschland aus? Die Wirtschaftsweisen sehen ein Potentialwachstum von 0,4 Prozent, wenn alles gut läuft – das ist ein 70 Jahre Tiefstand. Wir müssen hierzulande dringend etwas verändern, denn wir haben kein konjunkturelles, sondern ein strukturelles Problem. Die Stimmung unter den deutschen Unternehmern ist kurz und schlicht gesagt schlecht. Die dafür verantwortlichen Themen sind vielfältig: Neben den Unsicherheiten im Zollbereich, sind es hierzulande vor allem die überbordende Bürokratie, der Mangel an Facharbeitskräften kombiniert mit dem starren Arbeitsmarkt und die hohen Energiepreise. Ein Beispiel: 30 Prozent unserer Beschäftigten verbringen etwa ihren Arbeitsalltag mit Dokumentation – das ist doch Wahnsinn, wir füllen einen Ordner nach dem anderen. Die Hoffnung, dass der in den Sonntagsreden der Politik gerne versprochene Bürokratieabbau kommt, hält sich in Grenzen. Aber es gibt Hoffnung, die Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz eignen sich eigentlich perfekt, um Dokumentationsaufgaben zu übernehmen und das könnte helfen, produktive humane Potenziale wieder freizubekommen. Auch die neue Bundesregierung hat viel zu tun, denn solange Deutschland auf dem letzten Platz beim Wachstum ist, werden wir uns nicht einen der höchsten Industriestrompreise leisten können. Sonst werden viele Unternehmen ihre Tätigkeit einfach woandershin verlagern, wo oft nicht nur die Energie preiswerter ist, sondern auch niedrigere Standards gelten. Wenn zum Beispiel chemische Prozesse, die bisher an einem der weltweit modernsten Standorte bei BASF in Ludwigshafen abliefen, jetzt bereits an anderer, günstigerer Stelle aufgebaut werden, ist das in einer globalen Ökobilanz sicher nicht vorteilhaft. Und von der Idee, dass wir alle immer kürzer arbeiten, werden wir uns verabschieden müssen, wenn wir konkurrenzfähig bleiben wollen. Bei fehlendem Fachkräftenachwuchs, Kompetenz früh zu verrenten ist volkswirtschaftlicher Irrsinn. Wir brauchen einen flexiblen Übergang in den Ruhestand, da geht es nicht um den berühmten Dachdecker, der kann natürlich nicht mit 70 noch arbeiten. Aber bei vielen anderen sind sowohl der Wille als auch die Kraft vorhanden, noch ein paar Tage oder Stunden die Woche produktiv mitzuhelfen.

Beim Thema Inflation war die Ausgangslage eigentlich gut. Nach zweistelligen Raten waren wir zuletzt fast schon wieder im Normalbereich um 2 Prozent und dann kam Donald Trumps Zollpolitik. Jetzt sind die Notenbanken skeptisch und befürchten steigende Preise bei zurückgehendem Wachstum. Das ist genau die falsche Kombination und der Spielraum für Leitzinssenkungen ist zuletzt deutlich geschrumpft. Zudem ist das Thema Staatsverschuldung seit dem in Deutschland beschlossenen Sondervermögen für Verteidigung und Infrastruktur nicht mehr nur in Amerika, sondern auch in Europa wieder stärker wahrgenommenes Problemthema. Was bedeutet das für Anleger? Die Realverzinsung von Festgeldern bleibt negativ. Oder anders ausgedrückt, wer nur auf Sparbuch und Co. zur Geldanlage setzt, verliert weiter automatisch jeden Tag Kaufkraft. Das heißt, wer aus Angst vor Krieg und Unsicherheit sein ganzes Geld auf dem Girokonto liegen lässt oder im Garten vergräbt, trifft ganz sicher eine schlechte Entscheidung und vernichtet Stück für Stück Vermögenswert. Deswegen ist es gerade für den langfristigen Kapitalaufbau und -erhalt essenziell, sich auch mit der Anlageklasse Aktien auseinanderzusetzen, die mehr Chancen bietet. Allerdings ist es dabei empfehlenswert, die Risiken möglichst breit zu streuen. „Aber Sie haben das ja bereits richtig gemacht“, sagte Prof. Webersinke, „Sie sind Kunden eines kompetenten Vermögensverwalters, der genau das für Sie übernimmt.“ 

In der abschließenden munteren Fragerunde wurden viele wichtige Themen angesprochen, von der Bedeutung Chinas bis zur Notwendigkeit eines neuen Gründergeistes in den Hörsälen. Danach klang der Abend bei angenehmer Liveklaviermusik mit leckeren Häppchen und dem einen oder anderen guten Schluck aus.