• Juli 2023
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FVM-Kapitalmarktbericht Juli 2023: Nach Stimmungsaufhellung – Zukunftsthemen im Fokus

Liebe Mandanten und Geschäftsfreunde,

noch ist die Preisanzeige an der Tankstelle trotz des aufziehenden Zeitalters der eMobilität ein ziemlich gutes Stimmungsbarometer - und das zeigt Positives an. Denn wir bewegen uns beim Sprit in etwa wieder auf dem Niveau vor dem Beginn des Ukrainekriegs. Insgesamt haben sich die Energiepreise, einer der Haupttreiber der Inflation, wieder beruhigt. Das macht sich so langsam auch bei der Geschwindigkeit der Geldentwertung bemerkbar: Mit einer Zunahme der Verbraucherpreise im Vergleich zum Vorjahr um 5,5 Prozent im Juni lag die Rate deutlich unter den Werten der letzten Monate. Das macht Hoffnung, dass der Inflationskampf gewonnen werden kann, auch wenn wir von Preisstabilität, insbesondere bei der Kernrate, noch ein ganzes Stück entfernt sind. Folgerichtig ist auch die EZB wohl noch nicht am Ende der Zinserhöhungspolitik. In den USA ist man bei einer Inflationsrate um die vier Prozent bereits einen Schritt weiter. Da legte die Zentralbank nach 10 Zinserhöhungen in Folge eine Pause ein. Die Hoffnung auf ein Soft Landing, also ein Zurückdrängen der Inflation ohne ein zu starkes Abwürgen der Konjunktur, wächst.

 

Besser als erwartet
Das erste Halbjahr des Jahres 2023 lief aus Anlegersicht insgesamt besser als gedacht. Auch die gute Stimmung am heimischen Aktienmarkt hat viel damit zu tun, dass es nicht so schlimm kam wie befürchtet. Deutschland befindet sich zwar in einer technischen Rezession mit zwei Schrumpfquartalen in Folge, und auch das Geschäftsklima gab zuletzt nach. Trotzdem ist die Konjunkturdelle weniger tief als befürchtet, und die Unternehmensergebnisse brachen nicht - wie eigentlich erwartet - ein.

Die Gesamteinschätzung der Lage ist noch immer nicht rosig, die dunklen Wolken sind noch da. Risikofaktoren wie der Ukrainekrieg, eine mögliche Eskalation des Handelskonflikts USA-China oder doch noch nötige weitere Zinsschritte der Zentralbanken sind weiter möglich. Aber der Blick richtet sich bei vielen Markteilnehmern wohl wieder erheblich mehr in Richtung Zukunftsthemen wie künstliche Intelligenz, medizinischer Fortschritt oder Mobilitätswende. Das war auch an der positiven Entwicklung der zuletzt eher geschmähten Wachstumsaktien ablesbar. Die Unternehmen konnten sich trotz Entlassungswellen offensichtlich anpassen und reüssieren. Das trug in den letzten Wochen zur über der Benchmark liegenden Performance unseres Fonds FVM Classic bei, dem unsere langfristig ausgerichtete Basisstrategie zugrunde liegt. Hier achten wir stets auf eine solide Balance zwischen etablierten Stabilitätswerten und zukunftsorientierten Chancen. Wir laufen sicher keinen Trends blind hinterher, aber kalkulieren in Zukunft anstehende große Umwälzungen stets mit ein (s. FVM-Talk nächste Seite).

Konkurrenz für die Werkbank der Welt
Etwas enttäuscht hat in den letzten Monaten zum Beispiel die Entwicklung Chinas. Der Anschub nach der Coronazeit fiel schwächer als erwartet aus. Das könnte im besten Fall dazu beitragen, dass die Verhandlungsbereitschaft in Peking wieder steigt und die Erkenntnis reift, doch auch auf die restliche Welt angewiesen zu sein. Auf der anderen Seite könnte es ein Symptom einer grundsätzlichen Änderung der Weltwirtschaftsarchitektur sein. Die strikte Coronapolitik Pekings und die damit einhergehenden globalen Lieferkettenprobleme stellten das Modell „Werkbank der Welt“ in Frage. Konzerne wie Apple bauen neue Fabriken zum Beispiel lieber in Indien. Das hat auch damit zu tun, dass bei einem eskalierenden Handelskrieg dann mögliche Produktionsausfälle besser kompensiert werden können. Der Subkontinent könnte sich insgesamt als einer der Gewinner des Coronaschocks und des amerikanisch-chinesischen Machtkampfs herausstellen. Schon heute lebt dort die größte Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter mit wachsendem Einkommen und einer immer breiteren Mittelschicht. Lag bisher der wirtschaftliche Schwerpunkt in den Emerging Markets eindeutig in China, könnte sich das in Zukunft nachhaltig verschieben. Wir beobachten diese Entwicklung genau und haben es als neues Sonderthema etabliert. Frühzeitig solche möglichen globalen Verschiebungen in der breiten Mischung unserer Anlagestrategie mit einzubeziehen, ist ein wesentlicher Teil unserer langfristigen Ausrichtung.

Wir werden auch in Zukunft sicher nicht unterschätzen, dass immer wieder neue Schwierigkeiten auftauchen werden. Hier für Stabilität zu sorgen, bleibt eines unserer wichtigsten Anliegen. Aber im Interesse unserer Kunden werden wir nicht außer Acht lassen, dass es bei der langfristigen Vermögenssicherung immer auch darum geht, den Blick nach vorne zu richten, Chancen zu erkennen und zu nutzen.

Ihr
Claus Walter                    Ralf Streit

Interview

v.l.: Claus Walter (Vorsitzender der Geschäftsleitung), Ralf Streit (Geschäftsführer), Christoph Heckel (Leiter Portfoliomanagement)

Wo sehen Sie derzeit Lichtblicke für Anleger?
Walter: Zunächst ist es positiv, dass die Großwetterlage an den Märkten nicht so düster war wie befürchtet. Die Weltwirtschaft läuft wohl weiter, auch wenn vieles eher für eine moderate Geschwindigkeit in den nächsten Jahren spricht. Allerdings haben einige Segmente nach wie vor das Potenzial, in dieser Zeit der Transformation positiv zu überraschen. Mich haben zum Beispiel in der letzten Zeit einige Kunden gefragt, ob wir das Thema Künstliche Intelligenz auf dem Schirm haben. Da konnte ich sie beruhigen, unser Anlagemix ist zwar weit entfernt davon, jedem Trend hinterherzujagen. Aber selbstverständlich berücksichtigen wir Megatrends wie die Digitalisierung oder etwa die Umwälzungen in der eMobilität bei der Zusammenstellung.

Gerade ist das Thema KI in aller Munde, was denken Sie darüber?
Streit:
Die Anwendung von Künstlicher Intelligenz hat das Potenzial, ganze Branchen umzukrempeln. Schon heute nutzen zum Beispiel Start-Ups zum Programmieren neuer Anwendungen nicht mehr nur menschliche Experten. Es ist nicht mehr ungewöhnlich, dass der Programmcode für die Basisfunktionen von einer KI stammt und Menschen nur noch sozusagen den Feinschliff erledigen. In Zukunft wird so etwas in allen möglichen Bereichen Einzug halten und es ermöglichen, die Produktivität zu erhöhen. Die Beratungsagentur McKinsey schätzt, dass Unternehmen aus der Finanzdienstleistungsbranche, dem High-Tech-Segment, den Medien und Biowissenschaften am stärksten KI-Anwendungen wie ChatGPT für ihr Umsatzwachstum nutzen können. Insgesamt könnte die Produktivität der Weltwirtschaft dadurch um 2,6 bis 4,4 Billionen Dollar jährlich zulegen. So ein Megathema haben wir natürlich bei unseren Anlageentscheidungen immer mit im Hinterkopf.

Aber wie holen Sie das KI-Potenzial konkret ins Depot?
Heckel:
Natürlich haben wir hier Klassiker wie Microsoft oder die Google-Mutter Alphabet in der Mischung, aber die positiven Effekte von KI haben Einfluss auf viele Werte in unseren Depots. Ein herausstechendes Beispiel für einen KI-Wert ist NVIDIA, den wir seit 2017 in der Mischung des FVM Classic haben. Denn um die Möglichkeiten Künstlicher Intelligenz immer stärken nutzen zu können, braucht es Rechenpower. Genau das kann der Chiphersteller liefern und gilt heute als kaum angefochtener Weltmarktführer in diesem Bereich. NVIDIA liefert in rund vier von fünf Fällen die Hardware, für neue KI-Projekte, und investiert wird hier gerade überall. Die KI-Entwicklung erinnert gerade ein bisschen an die Euphorie im Goldrausch. NVIDIA könnte das Äquivalent zu den damals besonders erfolgreichen Schaufelherstellern sein.

Wo sehen Sie noch Potenzial?
Walter:
Um Risiken möglichst zu streuen, setzen wir ja bewusst immer auf eine breite Mischung von Werten aus den unterschiedlichsten Branchen. Daneben haben wir aber auch die Möglichkeit, mit Sonderthemen Schwerpunkte zu setzen. Generell sehen wir zum Beispiel im Bereich Erneuerbare Energien fast zwangsläufig in den nächsten Jahren Potenzial. Ähnlich ist die Lage beim knappen Gut Wasser und der damit verbunden Wertschöpfungskette. So etwas langfristig im Vermögensmix zu haben, ist sehr wahrscheinlich sinnvoll, auch wenn hier die Entwicklung gerade nicht ganz so dynamisch ist wie im Bereich KI.

Daneben findet sich auch das Sonderthema MobiDiG, was verbirgt sich dahinter?
Streit:
Wir haben hier drei wichtige Themenkomplexe zusammengefasst: Die laufende Transformation rund um die Mobilität, der Bereich der voranschreitenden Digitalisierung, zu der auch die KI-Thematik gehört, und der wachsende Bedarf für einen gesundheitsorientierten Lebensstil in den älter werdenden Industriegesellschaften. Unternehmen, die in diesen Bereichen aktiv sind, haben unserer Ansicht nach auch in einem vielleicht nicht immer ganz einfachen Umfeld die Chance, in den nächsten Jahren zu wachsen.

Was wäre ein gutes Beispiel für so einen Wert?
Heckel:
Nehmen Sie den chinesischen Autobauer BYD.Während die deutschen Automobilkonzerne noch fieberhaft daran arbeiten, die ersten wirklich bezahlbaren Modelle für den Massenmarkt im nächsten Jahr ins Programm zu bekommen, könnte in Asien quasi der neue Käfer bereits vom Band laufen. Mit einem Preis von unter 10.000 Euro und einer Batterie, die ohne knappe Rohstoffe wie Lithium und Kobalt auskommt, die BYD auch noch selbst entwickelt hat. Das soll kein Abgesang auf die deutsche Autobranche sein. Aber für eine solide Mischung von Aktienwerten in einem langfristig aufgestellten Depot gilt es, solche Entwicklungen genau im Blick zu behalten und rechtzeitig andere Gewichtungen vorzunehmen. Genau solche Trends diskutieren wir regelmäßig auch mit externen Experten und lassen sie in unsere Anlageentscheidungen einfließen. Indem wir frühzeitig auf solche Umwälzungen reagieren, balancieren wir nicht nur unseren Anlagemix immer wieder neu aus, sondern können auch das Potenzial solcher Zukunftsthemen für unsere Kunden nutzen.

 

FVM Intern

Feiern Sie mit uns 25 Jahre Freiburger Vermögensmanagement!

Gerade ist das FVM-Jubiläumslogo fertig geworden, das Sie auf dieser Seite zum ersten Mal sehen können. Wir sind stolz darauf, jetzt seit einem Vierteljahrhundert erfolgreich als unabhängiger Vermögensverwalter an der Seite unserer Kunden zu stehen. Dieses Jubiläum wollen wir am 14. November 2023 gebührend im Konzerthaus Freiburg feiern, unter anderem mit Gastredner Professor Hartmut Webersinke. Die Einladungen an unsere treuen Kunden und Geschäftspartner sind in Vorbereitung - wir würden uns freuen, wenn Sie sich zur Sicherheit schon einmal diesen Dienstagabend freihalten könnten.

Historie: Dorothea Bachschmidt und Claus Walter 2007

Die erste Ansprechpartnerin der FVM -
25 Jahre Dorothea Bachschmidt

Als sie sich entschied, ihre sichere Position als Assistentin bei einer großen Bank aufzugeben und mit ihrem damaligen Chef Claus Walter beruflich neu durchzustarten, war die FVM noch in der Gründungsphase. „Dorothea Bachschmidt war mit ihrer herzlichen und verbindlichen Art die ideale Besetzung als erste Ansprechpartnerin“, erzählt FVM-Mitgründer Claus Walter: „Sie hat die Anfangsjahre entscheidend mitgeprägt, war für viele Kunden das Aushängeschild der FVM und personifiziert mit ihrer absoluten Zuverlässigkeit und Kontinuität unsere Unternehmensphilosophie.“ Obwohl Dorothea Bachschmidt das Rentenalter bereits erreicht hat, unterstützt sie uns weiterhin noch einen Tag in der Woche. Mit der FVM feiert sie in diesem Jahr 25-jähriges Betriebsjubiläum – herzlichen Glückwunsch!

Karl-Heinz Haas

Karl-Heinz Hass geht aktiv in den Ruhestand

In seiner Funktion als FVM-Geschäftsführer ging Karl-Heinz Hass bereits 2020 in den wohlverdienten Ruhestand, blieb uns aber noch in Teilzeit als Berater erhalten. Er hat in über 20 Jahren bei der FVM maßgeblich zum Erfolg beigetragen, und wir danken ihm von Herzen. Jetzt wird er sich ganz aus dem Berufsleben zurückziehen und sich neuen Projekten widmen. Eines davon ist das Engament in der Ukrainehilfe Vogtsburg. In diesem Jahr konnten durch die Organisation mit Hilfskonvois neben Nahrungsmitteln dringend benötigte Hygieneartikel, medizinisches Material und 14 Stromgeneratoren direkt in das vom Krieg schwer getroffene Land gebracht werden. Mit dabei als Fahrer: Karl-Heinz Hass. Die als gemeinnützige Organisation anerkannte Ukrainehilfe Vogtsburg bittet für weitere Projekte um Spenden auf das Konto DE97 6806 3479 0021 7262 06 bei der Raiffeisenbank Kaiserstuhl. Um dieses vorbildhafte Engagement zu unterstützen, hat auch die FVM bereits Spenden überwiesen.