• März 2024
  • FVM News

Risiko Donald Trump: Wie schlimm wäre eine Wiederwahl für Anleger?

Viele halten einen möglichen Wiedereinzug des Expräsidenten ins Weiße Haus für einen wirtschaftspolitischen Super-GAU. Brechen wirklich die Börsen ein, wenn es so weit kommt?

Kolumne von FVM-Geschäftsführer Claus Walter

Wer hätte es gedacht: Wir beschäftigen uns schon wieder mit Donald Trump. Der Name des ehemaligen US-Präsidenten taucht immer häufiger auf, nicht nur in politischen Talkshows, sondern auch in den Analysen von Börsenexperten. Das Szenario einer Wiederwahl erscheint nach den Erfolgen Trumps im Nominierungsprozess und dem Umfragetief des Amtsinhabers Joe Biden immer wahrscheinlicher. Dass dies aus europäischer Sicht eine eher unverständliche Entscheidung wäre, wird wohl nur überschaubaren Einfluss auf die Wahlentscheidung der Amerikaner haben. Dass mit dem in der Vergangenheit eher unberechenbaren Trump und seiner national ausgerichteten Außenpolitik das Potenzial für internationale Konflikte steigen dürfte, erscheint vielen hierzulande offensichtlich. Zusätzlich dürften der Welthandel und Exportnationen wie Deutschland durch mögliche neue Zollschranken leiden. Uns als Vermögensverwalter erreicht deswegen immer öfter eine ganz praktische Sorge, nämlich was das für die Wirtschaft und damit letztlich für die Ersparnisse bedeutet.

Begrenzte Vorhersagen
Eines vorweg: Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Das gilt auch für den Kampf ums Weiße Haus und die möglichen Folgen. Denn anders als es gerade die allgemeine Stimmung in vielen Medien wiedergibt, ist die Vorhersage des Ausgangs einer Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten sehr komplex. Dass Joe Biden derzeit nicht wie ein agiler und strahlender Sieger wirkt, ist noch lange keine Garantie für einen Erfolg von Trump. Das liegt einerseits am komplexen System, in dem überwiegend nach dem Mehrheitsprinzip bestimmte Wahlmänner aus den Bundesstaaten im Electoral College den Präsidenten wählen, was zum Beispiel 2016 dazu führte, dass Trump mit nur rund 46 Prozent der Stimmen gewann und 2020 mit knapp 47 Prozent verlor. Andererseits ist auch das juristische Tauziehen um die vielen anhängigen Prozesse gegen ihn noch lange nicht entschieden. Das oberste Gericht in den USA ist zwar durch die Besetzungspolitik der letzten Jahre politisch weiter nach rechts gerückt, aber das bedeutet noch lange nicht, dass es immer im Sinne der Republikaner entscheidet. Anders ausgedrückt: Auch Szena-rien, in denen am Ende jemand anderes die Macht in Washington übernimmt, sind immer noch realistisch. Außerdem ist es aus reiner Anlegersicht gar nicht so einfach zu sagen, ob ein Erfolg von Trump nicht auch etwas Gutes haben könnte.

US-Börsenliebling Trump
Denn unabhängig davon, was man von seiner Politik hält, stieg während seiner ersten Amtsperiode der S&P 500, der Börsenindex der wichtigsten US-Unternehmen, um annähernd 70 Prozent. Trump dürfte wieder versuchen, mit der Senkung der Unternehmenssteuern zu punkten. Zum Teil könnte das über die Streichung von Mitteln für Erneuerbare Energien und Strafzölle auf ausländische Waren gegenfinanziert werden. Insgesamt würde auch eine Trump-Regierung wohl weiter massiv Geld aus Schulden in die heimische Wirtschaft pumpen. Ob das langfristig der beste Weg ist und welche Folgen es für Inflation und Zinsentscheidungen der US-Zentralbank hat, wird sich zeigen. Auch ob die Antwort auf Strafzölle nicht am Ende in den USA spürbar negative Auswirkungen hätte, steht auf einem anderen Blatt. Aber es ist wohl eher nicht davon auszugehen, dass bei einem Wahlsieg Trumps die US-Märkte sofort in die Knie gehen - eher im Gegenteil. Anders könnte das in Europa und speziell in Deutschland aussehen, doch auch hier dürften die Folgen überschaubar sein. Denn einige heimische Unternehmen haben in den letzten Jahren bereits Standorte in den USA aufgebaut, die sie ein Stück weit unabhängig von so einer Entwicklung machen. Also alles prima für Anleger, egal wie es ausgeht?

Risiken managen
Ob Donald Trump wieder US-Präsident wird oder nicht, ist nur eine von vielen Zukunftsfragen. Wir werden weiter im Zeitalter der Digitalisierung, künstlichen Intelligenz und des Klimawandels leben. Es scheint relativ sicher, dass mit Trump die Risiken in Politik und Wirtschaft nicht weniger würden. Aber ob jedes jetzt im Wahlkampf gestreifte Thema - vom Austritt aus der Nato, dem Rückzug aus der Welthandelsorganisation bis zum Aufgeben der Ukraine-Unterstützung - eins zu eins so umgesetzt würde, weiß wahrscheinlich nicht mal er selbst. Wir sind als Vermögensverwalter auch keine politischen Wahrsager. Unsere Aufgabe ist es, das Kapital unserer Kunden rentabel zu positionieren und dabei mögliche vorhersehbare, aber auch unerwartete Risiken einzukalkulieren. Wir verteilen deswegen Anlagen immer breit in verschiedenen Anlageklassen. Dazu nutzen wir neben Aktien etwa festverzinsliche Wertpapiere oder Edelmetalle wie Gold, das historisch selbst in schlimmen Krisenzeiten immer einen Wert hatte. Natürlich passen wir diese Mischung an aktuelle Entwicklungen an und kalkulieren jetzt auch schon eine erneute Wahl von Donald Trump ein. Das mag im Einzelfall dann mal eher für das eine statt für ein anderes Unternehmen, eine bestimmte Branche oder einen Währungsraum sprechen. Aber an unserer grundsätzlichen langfristigen Ausrichtung ändert es unter dem Strich nur wenig.

Die PDF wurde uns vom regionalen Wirtschaftsmagazin netzwerk südbaden zur Verfügung gestellt: netzwerk südbaden