• Juni 2023
  • FVM News

Kommt der neue „Volks“wagen aus China?

In China sind elektrische Fahrzeuge ein Renner und auf dem heimischen Markt verdrängen lokale Marken die bisher so beliebten deutschen Verbrenner. Auch global schließen die eMobile aus Fernost immer weiter zum US-Branchenprimus Tesla auf. Eine neue Akkutechnik könnte die Stromer nochmal erheblich günstiger machen und der „Käfer“ der Zukunft auch hierzulande aus China kommen.

Das Autoland Deutschland steht mal wieder vor einer Zeiten­wende. Denn mit dem sich abzeichnenden Erfolg der elektrisch angetriebenen Fahrzeuge scheinen auch die Karten beim Ren­nen um die globale Marktführerschaft neu gemischt zu werden. Große Entwicklungen beginnen nicht selten klein. Als der erste Volkswagen in Deutschland vom Band lief, spottete die New York Times 1938, dass bald abertausende „kleine Käfer" die deut­schen Autobahnen zupflastern würden. Als nach dem zweiten Weltkrieg dann wirklich nennenswerte Stückzahlen dieser Käfer, die erst einige Jahre später den heute bekannten Namen erhiel­ten, produziert wurden, waren sie nicht nur hierzulande beliebt. Rasant entwickelte sich der Volkswagen zum weltweit meistver­kauften Fahrzeug seiner Zeit und legte hier den Grundstein des eutschen Autolands. Aber gerade wird man das Gefühl nicht los, dass wir Zeuge einer ähnlichen Entwicklung werden, die allerdings ganz woanders stattfindet: in China.

Chinesische Modellflut 
Hier schießen gerade neue Elektromodelle quasi aus dem Boden: Marken wie HiPhi, Zeekr oder Arcfox sind neben dut­zenden anderen dort auf Automessen zu bewundern. Und auch der weltweit wohl wachstumsstärkste Autokonzern im Elekt­romobilbereich kommt aus dem Reich der Mitte: BYD. Diesen Namen sollten Sie sich merken. Lange Zeit galten die amerika­nische Tesla-Modelle als die Elektroautos, Elon Musks Konzern verkaufte rund doppelt so viel reine E-Mobile wie der weltweit größte Fahrzeugbauer Volkswagen. Die Wolfsburger schienen aber auf dem Weg, mit günstigeren E-Modellen zwar nicht die Technologieführerschaft, aber zumindest große Anteile dieses Zukunftsmarktes als Nummer zwei für sich erobern zu können. Im vergangenen Jahr wandelte sich dieses Bild jedoch: BYD schaffte es, seine Zahl verkaufter E-Fahrzeuge um 180 Prozent zu steigern und kratzt nun an der Millionengrenze. Zum Ver­gleich: Tesla liegt noch immer an der Spitze mit rund 1,3 Millionen, konnte aber nur um 40 Prozent zulegen. VW schaffte es zwar, die Marke von einer halben Million abgesetzter Elektroautos zu überspringen, liegt aber jetzt schon deutlich auf dem dritten Platz und wächst langsamer als die Konkurrenz. Dabei haben die Chinesen noch ein paar Asse im Ärmel. 

Billige Power 
Denn BYD ist nicht nur im Autogeschäft eine ernst zu neh­mende Größe. Auch auf dem Akku-Markt spielen die Chinesen ganz vorne mit. Besonders spannend: Sie forschen an einem Natrium-Ionen-Akku, der ohne problematische Rohstoffe wie Lithium oder Kobalt auskommen soll und E-Mobilität erheb­lich billiger machen würde. Was das bedeuten könnte, lässt die Ankündigung des BYD-Modells „Seagull" erahnen, in dem die neue Technologie eventuell schon zum Einsatz kommt und das noch in diesem Jahr in China eingeführt werden soll: Das Ein­steigerfahrzeug mit 300 Kilometer Reichweite soll umgerech­net weniger als 9000 Euro kosten. Das erst für 2025 geplante vollelektrische VW-Kleinwagenmodell ID2 soll es für knapp 25.000 Euro geben. 

Langfristiger Vermögenserfolg 
So mancher wird jetzt sagen, mit der Qualität deutscher Fahr­zeuge könnten die Chinesen nie mithalten. Das ist aber nicht so eindeutig, wie viele denken, und es kann jeder ausprobieren, wenn er sich bei einem der großen Fahrzeugvermieter ein E-Auto ausleiht. Chinesische Fahrzeuge sind in den Flotten keine Selten­heit und schon heute technologisch näher am Marktführer Tesla als so manches deutsche Modell. Wenn es BYD und Co. gelingt, ihre preiswerten Modelle Jahre vor der deutschen Konkurrenz auf den globalen Markt zu bringen, könnte selbst im deutschen Autoland der neue „Volks"wagen nicht mehr aus Wolfsburg, sondern - so leid uns das auch für die heimischen Fahrzeug­bauer tut- aus Fernost kommen. 
Aber warum interessiert es einen Vermögensverwalter, welcher Fahrzeughersteller sich bei der E-Mobilität durchsetzt? Weil wir die jeweils aussichtsreichsten Kandidaten aussuchen, um zu investieren. Wir verteilen für unsere Kunden Kapital immer auf eine Vielzahl von Branchen zur Risikostreuung. Dabei spe­kulieren wir nicht auf kurzfristige Kursentwicklungen, sondern schauen auf langfristig erfolgsversprechende Geschäfts­modelle. Gleichzeitig behalten wir aktuelle Entwicklungen Blick, die die Vorzeichen in Märkten ändern können, und reagieren möglichst frühzeitig, in dem wir ganze Bereiche oder einzelne Aktien geringer oder stärker gewichten oder ganz gegen attrak­tivere Kandidaten austauschen. Wir sind davon überzeugt, dass die Beteiligung an erfolgreichen Unternehmen letztlich der beste Schutz für den Erhalt der Vermögen unserer Kunden ist, ins­besondere auch unter dem Aspekt Inflation. 

 

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