• Januar 2024
  • FVM News

Finanzieller Frühjahrsputz

Den Jahresanfang sollte man nutzen, um Ordnung in den Vermögensaufbau zu bringen. Das schafft nicht nur mehr Überblick, sondern kann auch die Stabilität des Ersparten langfristig erhöhen.

Kolumne von FVM-Geschäftsführer Claus Walter

Kennen Sie die Börsenweisheit „Aktien kaufen, Schlaftabletten nehmen und reich aufwachen"? Sie geht auf den 1999 verstorbenen Finanzjournalisten André Kostolany zurück. Aber Vorsicht, der Börsenguru meinte damit nicht, dass egal welches Unternehmen jemand kauft, er nur lang genug warten müsse, um reich zu werden. Obwohl Kostolany das seiner Ansicht nach überwiegend psychologisch beeinflusste Auf und Ab an der Börse selbst nutzte, sprach er sich langfristig für eine gründliche Analyse der zukünftigen Gewinnerwartungen von Unternehmen aus.
Mit anderen Worten: Im Schlaf werden nur die reich, die Werte mit langfristig soliden Zukunftsaussichten im Depot haben. Wir empfehlen, regelmäßig den Vermögensaufbau auf den Prüfstand zu stellen. Dazu gehört es immer, die eigene Lebenssituation und die daraus folgenden finanziellen Anforderungen mit dem Ist-Zustand abzugleichen. Kurz gesagt: Die Grundlagen des Vermögensaufbaus und die Ziele einer 20-jährigen Studentin sind andere als die eines 64-jährigen Unternehmers mit Enkeln. Im Lauf des Lebens gilt es, die Finanzen immer wieder nachzujustieren. Gerade in einem Wertpapierdepot kann das zusätzlich strategische Vorteile haben.

Solide Aussichten
Denn statt Schlaftabletten braucht es Werte im Portfolio, die trotz der vielen Herausforderungen der nächsten Jahre eine gute Perspektive bieten. Dazu sollten Megatrends wie Digitalisie-rung, Energiewende oder die gerade in Industriestaaten alternde Bevölkerung berücksichtigt werden. Es reicht nicht, einmal eine gute Entscheidung zu treffen. Man sollte in regelmäßigen Abständen überprüfen, ob die Papiere die Erwartungen erfüllen oder andere besser ins Portfolio passen. Doch was hat es mit der anderen Börsenweisheit auf sich „Hin und her macht Taschen leer"? Ohne Frage ist der ständige An- und Verkauf von Aktien kein optimaler Weg für Geldanleger. Wer von einem Wert überzeugt ist, sollte nicht bei der ersten Kursdelle nervös werden oder schon kleinste Gewinne mitnehmen. Bei einem gut ausbalancierten Vermögensaufbau gehört das Durchhalten unserer Ansicht nach sogar zu den essenziellen Erfolgsfaktoren. Aber natürlich gibt es sowohl auf Unternehmensebene, im Branchenvergleich oder im Makrobereich - etwa durch überraschende Krisen wie Corona-Entwicklungen, die sich nicht vorhersehen lassen. Hierauf ohne Hektik zu reagieren, statt starrköpfig festzuhalten, gebietet schlicht die Vernunft. Professionelle Investoren wie etwa Stiftungen balancieren zum Beispiel in festen Zeitabständen immer wieder ihren Vermögensaufbau aus und können so Wertschwankungen ein Stück weit vorbeugen.

Ausgleichende Strategie
Dabei wird meist eine feste Aufteilung zwischen bestimmten Anlageklassen festgelegt, die immer am Jahresanfang wiederhergestellt wird. Wir nutzen zum Beispiel in unserem FVM Stiftungsfonds eine Aufteilung von 30 Prozent Aktien auf der einen Seite sowie 70 Prozent Anleihen und Gold auf der anderen. Das hat einen interessanten Effekt: War es eine gutes Aktienjahr, werden automatisch Unternehmensanteile verkauft, Gewinne realisiert und das ursprüngliche Verhältnis durch den Kauf von festverzinslichen Wertpapieren oder Edelmetall erreicht. Folgt darauf ein schlechtes Börsenjahr mit sinkenden Aktienkursen, trifft das die Investoren dann in der Regel weniger hart, da Anleihen und Gold grundsätzlich in solchen Phasen eher Stabilität bieten. Dieses Rebalancing hat auch Nachteile: Reihen sich zum Beispiel mehrere starke Aktienjahre aneinander, wird sicher nicht das Gewinnmaximum erreicht. Bei einem Vermögensaufbau sollte unserer Überzeugung nach aber nicht die Spekulation auf größtmöglichen Profit, sondern die solide langfristige Entwicklung im Vordergrund stehen. Auch der ganz normale Anleger sollte nicht zum Spekulanten werden, der 24/7 sämtliche Börsenkurse im Blick haben muss. Aber das Gegenteil, also die Augen zu verschließen und überhaupt nichts zu tun, ist bei der Geldanlage meist ein sicherer Weg, nicht sonderlich erfolgreich zu sein. Nutzen Sie den frischen Schwung im neuen Jahr, um einen Blick auf Ihre Finanzen zu werfen und bei Bedarf neu auszubalancieren. Oft finden sich da etwa früher einmal attraktive Kapitallebensversicherungen, unter Inflation verzinste Sparkonten oder enttäuschende Werte in einem Depot. Mit etwas Zeitaufwand und Eigenrecherche - oder unabhängiger Beratung - können hier kleine Veränderungen langfristig einen enormen finanziellen Unterschied machen. Lieber eine Stunde über Geld nachdenken als eine Stunde für Geld arbeiten", riet der legendäre amerikanische Milliardär John D. Rockefeller seinen Mitbürgern. Im Alltagsstress nehmen sich aber die Wenigsten regelmäßig die Zeit, ihren Vermögensaufbau unter die Lupe zu nehmen. Deswegen lautet unser Rat für 2024: Tragen Sie JETZT einen Termin für Ihren persönlichen finanziellen Frühjahrsputz im Kalender ein - es wird sich lohnen.

Die PDF wurde uns vom regionalen Wirtschaftsmagazin netzwerk südbaden zur Verfügung gestellt: netzwerk südbaden